Linux als Schulfach

*** Mirko Dölle ***
******   [Mirko
                      Dölle]   Die Woche: Linux als Schulfach ******
Mit seinem neuen Zertifizierungsprogramm "Linux Essentials" hat das LPI Schulen
und andere Bildungseinrichtungen im Visier. Die Schüler erhalten damit nicht
nur fundierten IT-Unterricht, sondern auch ein international anerkanntes
Zertifikat.
Wenn "Grundlagen Informatik" oder "Office" auf dem Stundenplan stehen, meinen
viel zu viele Schulen damit noch immer "Microsoft Windows" und "Microsoft
Office". Mitunter wird schon von Fünftklässlern erwartet, dass sie ihre
Referate mit Microsoft PowerPoint gestalten und ihre Aufsätze mit den Word-
Vorlagen des Lehrers schreiben. Alternative oder Open-Source-Software ist hier
meist unerwünscht, schließlich müsste der Lehrer abweichende Menüs und
Funktionen erklären – und die Word-Vorlage sieht in OpenOffice doch nicht immer
exakt so aus wie in MS-Office.
Das Schlimme ist: Mit der Fixierung auf bestimmte Programme des immer gleichen
Herstellers lernen die Schüler nicht mehr, wie sie mit dem Computer Probleme
lösen. Schon kleine Änderungen an der Benutzeroberfläche können die Schüler
dann ratlos machen – weil sie stur nach Schema F ausgebildet wurden.
Mit der zur_CeBIT_vorgestellten Zertifizierung Linux_Essentials bietet das
Linux_Professional_Institute Schulen ein interessantes Konzept für den
Informatik-Unterricht, die ein breiter angelegtes Computer-Wissen fördert. Die
Städtische_Berufsschule_für_Informationstechnik_in_München plant bereits für
das kommende Schuljahr 2012/13 einen ersten Informatik-Kurs für die 10. Klasse
mit dem Schwerpunkt Linux Essentials. Die dort verwendenten Lehrunterlagen
sollen Schulen kostenlos zur Verfügung stehen, mit ihrer Veröffentlichung ist
allerdings erst im Sommer zu rechnen – ebenso wie mit dem Buch von Open Source
Press.
Das vom LPI geforderte Wissen für das Zertifikat ist ziemlich breit angelegt:
So verlangt die Prüfung im Bereich Desktop-Anwendungen nicht nur Grundwissen in
OpenOffice, sondern auch in LibreOffice, Gimp und ImageMagick. Mit ihren
unterschiedlichen Bedienkonzepten verlangt die Vielfalt von den Schülern, sich
mit verschiedenen Lösungswegen auseinanderzusetzen: Sie lernen, Probleme und
Lösungen zu verstehen, anstatt bei einem bestimmten Problem einfach die 5.
Funktion aus dem 3. Menü von links aufzurufen.
Auch die Bereiche Server und Kommandozeile kommen nicht zu kurz: Einfache
Skripte in Skriptsprachen wie Bash, Perl und Python, Grundlagen von Apache,
MySQL und PostgreSQL, Netzwerkkonfiguration und Zugriffsrechte sind ebenfalls
Gegenstand der Ausbildung.
Ein weiterer Vorteil: Behandelt der Lehrer im Rahmen des Informatik-Unterrichts
alle für die Zertifizierung erforderlichen Themen, können die Schüler am Ende
des Schuljahrs die offizielle LPI-Prüfung ablegen – und erhalten neben ihrer
Note im Zeugnis auch noch ein international anerkanntes Zertifikat, das in
jeder Bewerbung für einen IT-Job gut aussieht. Welche Jobs es gibt, wissen die
Schüler in jedem Fall – denn Grundwissen über die Linux-Community und Jobs im
Open-Source-Umfeld gehören ebenfalls zum Prüfungsstoff. Und Linux-Know-how ist
derzeit gefragt ... (mid)